Tragik und Überleben, in den Anden, im Himalaya und Pamir
Hans Schweizer übernahm nach Hermann Hoerlin die Leitung der Bergsteigergruppe. Auch er ein hervorragender Bergsteiger, dem mit Fritz Schäfer 1936 im Kaukasus großartige Wege gelungen waren. Zusammen mit Walter Brecht, Karl Heckler und Karl Schmid aus der Sektion war er Teilnehmer der Deutschen Anden-Expedition 1939 in die Cordillera Blanca. Nach Besteigung des Nordgipfels am Huascaran und erstmals von sechs Sechstausendern, sollte noch eine abgelegene Berggruppe erkundet werden. Unweit des Hochlagers am Tunshu (5706 m) wurden Hans Schweizer und zwei weitere Teilnehmer am 28. August morgens von einer Schneebrett-Lawine, die sich 60 m höher gelöst hatte, tödlich verschüttet. Vier Tage später begann Deutschland den Zweiten Weltkrieg. Die Toten wurden in Peru bestattet.
An der Winter-Expedition zur Rupalflanke des Nanga Parbat 1964 konnten auch zwei junge Bergsteiger aus der Sektion teilnehmen. Beim Hinausqueren aus steiler Fels- und Eiszone auf den Wieland-Gletscher wurde ein Schneebrett ausgelöst. Die Lawine fegte die angeseilte Gruppe über den Gletscherabbruch in eine 1000 m hohe Rinne. Karl Reinhold, noch nicht angeseilt, wurde mitgerissen, konnte sich aber bald befreien. Nach 500 m kamen die Schneemassen überraschend zum Stillstand. Obenauf ein wirrer Haufen von Seilen, Steigeisen, zerfetztem Material und vier lebenden Körpern, mit blutenden Wunden, Prellungen und gebrochener Rippe. Der Wiederaufstieg war mühsam, aber bald kam Hilfe entgegen.
An der schwäbischen Pamir-Expedition 1981 nahmen Fritz Sommer als Leiter, Uli Calmbach, Ralph Stöhr und Hubert Bleicher von der Sektion Friedrichshafen teil. Beim Aufstieg auf den Pik Ismoil Somoni, früher Pik Kommunismus, 7495 m, wurde am Auslauf des Gipfelaufbaus auf etwa 6100 m Höhe ein Lager errichtet. Weiter schreibt Ralph: „Plötzlich hörten wir ein Rumpeln, das immer lauter wurde. Ich sagte noch: „Fritz, ist das eine Lawine?“, als schon der Schnee gegen das Zelt raste und uns vor sich herschob. Als wir zum Stillstand kamen, war die Hälfte des Zeltes unterm Schnee begraben, oben war kein Schnee. Fritz reagierte als erster, schnitt mit einem Messer durch die Zeltplane und schlüpfte ins Freie.“ Und weiter: „Aber von Uli und Hubert und ihrem Zelt keine Spur zu sehen. Der Schnee hatte sie vollkommen bedeckt. Plötzlich rief Fritz: „Da! Der Schnee bewegt sich!“ Wir begannen mit bloßen Händen und mit einem Kochtopf zu graben und stießen nach vielleicht 30, 40 Zentimetern auf Zeltstoff. Wir gruben wie verrückt und rissen bald das Zelt auf. Da war Uli zu sehen, von Hubert nur die Füße. Er steckte kopfüber im Zelt.“ Alle vier kamen mit dem Schrecken davon.