© DAV Sektion Schwaben, Philipp Ninz

MTB-Trailpflege

Interview mit Philipp Ninz

12.04.2024

Letzten Sommer verabredete sich Tobias Kraut von der MTB-Gruppe mal wieder mit Philipp Ninz, ebenfalls aus der MTB-Gruppe, auf eine lockere Feierabendrunde in Stuttgart. Sie trafen sich am unteren Teils des Klabusterbeerentrail (KB2). Philipp wollte sich den Zustand des Trails anschauen.

Als sie parallel zum Trail bergauf traten, erwähnte Philipp, dass er die Saison über noch nicht viele Tage im Sattel gesessen hatte und die Kondition schwächelte. Die meiste Zeit hatte er bisher mit der Trailpflege verbracht. Tobias schlechtes Gewissen meldet sich - verbrachte er doch viel mehr Zeit auf dem Sattel, als beim Pflegen. Sie bogen in den Trail ein und wie Tobias es schon erwartet hatte, flog Philipp ihm mit seinem (für die Stuttgarter Szene sehr altem) Focus Trailbike sofort davon - Understatement pur. Unten am Trail wartete Philipp mit einem zufriedenen Lächeln auf Tobias: "Der Ausgang ist ziemlich geil geworden, oder?"

Der Klabusterbeerentrail ist einer der drei bisher "geöffneten" Trails in Stuttgart, auf denen das Biken geduldet ist. Wir freuen uns, dass unsere MTB-Gruppe Stuttgart in der Sektion Schwaben die Patenschaft für diesen Trail übernommen hat. Philipp hat in der Gruppe das Ressort Trailpflege übernommen. Er koordiniert die Trailpflege-Aktionen und ist damit unser perfekter Interviewpartner, um etwas mehr über den Trail zu erfahren.


Bitte erzähle uns doch mal vom aktuellen Stand auf dem Klabusterbeerentrail. Was steht in der nächsten Zeit an?

Wir haben nach Rücksprache mit dem Forst die Freigabe, dass wir pflegen dürfen, aber auch müssen. Dazu gehört, dass wir ein paar der breitgefahrenen Stellen schmaler gestalten. Generell versuchen wir der Entstehung von Gefahrenstellen vorzubeugen und den grundlegenden Trailcharakter zu erhalten. Das heißt, dass wir keine mega Rampen oder ähnliches bauen. Wir erhalten den Trail so, wie er war und ist. Wir geben monatlich einen Bericht beim Forst ab. In diesem erklären wir, ob Gefahrenstellen entstanden sind, wie der aktuelle Zustand ist und was wir gemacht haben.


Für jemand, der den Trail noch nicht gefahren ist: Wie würdest du den Trailcharakter beschreiben?

Der ist schon ein bisschen kernig, hat seine Absätze, Steine und Wurzeln. Wenn jemand noch nicht lange fährt, ist er auf jeden Fall anspruchsvoll. Das soll aber auch so bleiben - wir wollen ihn nicht komplett pflastern und kaputt pflegen. Gleichzeitig ist der Zustand von so einem Trail nicht in Stein gemeißelt. Auch in der Vergangenheit hat er sich immer mit der Zeit und den Jahreszeiten verändert. Nach einer Pflege-Aktion ist er vielleicht erst noch etwas runder zu fahren, dann wird er wieder ruppiger.


Gibt es ganz konkret eine Stelle, an der geplant ist etwas zu machen? 

Ja, und wir haben auch schon ein paar Sachen gemacht: Zum Beispiel wurde die breite Kurve am Ausgang des unteren Teils etwas schmaler gemacht. Dabei haben wir viel Müll rausgezogen. Zudem haben wir den Seitenausgang mit einem feinen Anlieger dichtgemacht. Im oberen Teil gibt es ein paar weitere Stellen, die wir im Winterhalbjahr etwas schmaler gestalten wollen. Dazu kommen ein paar Ideen von uns, die den Trail vielleicht nochmal etwas attraktiver machen. Wir setzen peu à peu ein paar Kleinigkeiten um. Große Veränderungen wird es allerdings nicht geben. Grundsätzlich wird der Trail inoffiziell schon seit mehreren Jahren so gepflegt, dass er erhalten bleibt. Auch wurde er ursprünglich so angelegt, dass er relativ einfach zu erhalten ist. Das heißt, da fällt nicht so viel auf einmal an.


Den Trail gibt es schon eine ganze Weile und er hat sich so eingefahren. Gibt es rückblickend eine Stelle oder etwas, das ihr anders bauen würdet?

Nein, also ich persönlich würde nur Kleinigkeiten ändern. Wie und wo das Regenwasser abfließen kann zum Beispiel. Bei unserer Trailpflege ist ein Großteil der Arbeit nicht so offensichtlich. Es sind Kleinigkeiten, wie ein Stein, bei dem man gut abziehen kann, wenn man schnell genug ist. Das klingt jetzt vielleicht etwas lahm (er lacht), aber es passt zum Trail und kann richtig Spaß machen. Also nein, ich würde nichts anders machen. Der Trail ist schon gut so wie er ist.


Gibt es eine Stelle die du abfeierst, die richtig gut geworden ist?

Das ist immer das Ding: Das Letzte, was man gebaut hat, ist immer besonders schön. So wie man gerade aus der Kurve am Ende des Trails rausschießt, das treibt einem schon ein Grinsen in das Gesicht, finde ich. Und der Eingang: Wir haben da ein paar Löcher eingeebnet und wie man jetzt in den Step-Up reinkommt, das find ich schon ziemlich gut. Also die für mich besten Abschnitte sind der Ein- und Ausgang vom Trail!

Für alle, die noch nie an einer Trailpflege beteiligt waren: Wie geht man vor? Wie muss man sich das vorstellen?

Wir haben vor Kurzem eine Begehung mit der ganzen Gruppe freiwilliger Pfleger*innen gemacht. Da haben wir zwei, drei Stellen rausgesucht und jeweils eine Person bestimmt, die koordiniert. Das sind mittlerweile ca. 10 Leute. Wir stimmen uns in in einer WhatsApp-Gruppe ab und alle sind an den Planungen beteiligt. Hinzu kommen Leute, die grundsätzlich mal Interesse gezeigt haben, also noch einige mehr. Ich finde es richtig cool, dass sich so viele Leute gemeldet haben und immer noch melden. Die müssen dann alle koordiniert werden. Wir müssen festlegen, wer was macht dafür sorgen, und dass genügend Werkzeug vor Ort ist. Wenn zu viele Leute an einer Stelle buddeln oder rumstehen, funktioniert es eben auch nicht.

Wenn ich an so einem Tag in den Trail fahre, der gepflegt wird, wie verhalte ich mich am besten?

Wir hängen inzwischen immer eine Warnweste in Orange oder Grün auf und achten darauf, dass diese sichtbar ist. Wir haben leider noch nicht die perfekte Ausstattung dafür, da die Pflege ja noch nicht so lange erlaubt ist. Wenn ihr Leute beim Pflegen seht, dann bremst immer runter und fragt, ob man durchfahren kann. Grüßen wird auch gerne gesehen. Wir grüßen auch zurück und winken durch oder geben Bescheid, falls das mal nicht möglich ist, weil z. B. größere Steine bewegt werden oder Werkzeug im Trail liegt. Dann muss man einfach kurz absteigen und vorbeischieben.


Der Name des Trails ist ja schon etwas besonders. Wo kommt der her?

Am Anfang gab es wie für viele Trails noch keinen Namen. Dann war ein Kumpel von mir eine Zeit lang zu Besuch in Stuttgart – der Robert. Er hat irgendwann im Wald angefangen, von Klabusterbeeren zu erzählen und wir waren alle am lachen. Der Trail hatte noch keinen Namen – und nachdem Klabusterbeeren in gewissem Sinne etwas mit Natur und Beeren zu tun haben... aber auch damit, wie man hintenrum aussieht, wenn man den Trail bei Nässe befährt... Am besten gebt ihr den Begriff mal in einer Suchmaschine ein, aber vielleicht nicht gerade im Büro. (beide lachen)


Welches Getränk gibt es nach einem erfolgreichen Trailpflege-Tag?

Bier (lacht). Biken, Buddeln, Bier – das ist auf jeden Fall wichtig und in der Gruppe auch sofort etabliert gewesen. Da gehört aber auch dazu, dass wir einfach gerne Zeit zusammen verbringen und uns nach der Arbeit gemeinsam nochmal anschauen, was wir geschafft haben. Es ist cool, das mit vielen netten Leuten zusammen machen zu können.


Ist noch etwas offen, das du sagen möchtest?

Fahrt viel Klabuster!

 

Text und Bilder: Tobias Kraut