Weit, hoch, eisig, herausfordernd!

Die zweite Hochtour der Bergsteigergruppe im Sommer 2023.

03.06.2023

Zum Finsteraarhorn, dem höchsten Berg der Berner Alpen. Von allen Seiten her liegt er weit hinter vielen Bergen und ist nur über ausgedehnte spaltenreiche Gletscher zu erreichen.

Neun Leute unserer Gruppe wollten zu diesem Abenteuer mitkommen. Die Tour war geplant vom Donnerstag 29. bis Sonntag 2. Juni. Kräftiger Regen und Schnee in Hochlagen so die Wetterprognosen für Donnerstag und Freitag. Bei Schneegestöber und schlechter Sicht über die Gletscher - das soll man möglichst vermeiden. Samstag bis Dienstag zeigte sich ein Schönwetterfenster. Also um 2 Tage verschieben. Leider konnten da nicht alle mit, so waren wir nur fünf. Die Hüttenwirte waren sehr verständig und konnten uns aufnehmen.

Wir trafen uns am Samstag um 6 Uhr in Sindelfingen und fuhren mit einem Auto zum Grimselpass und von dort weiter über die Panoramastrasse zum Oberaarsee (2300), eskortiert vom Berner Tesla Club mit ca. 20 Autos. Kurz nach Mittag hatten wir dann unsere Rucksäcke auf dem Rücken und es ging los Richtung Oberaarjoch.

Am See entlang zum Gletscheranfang, dort entspringt die Aare aus einem mächtigen Gletschertor.

Beim Abendessen saß eine Gruppe aus Pilsen bei uns am Tisch, ein Vater mit 2 erwachsenen Söhnen. Die hatten das gleiche Ziel wie wir.

Das Oberaarhorn ist bekannt für seinen schönen Sonnenaufgang. Zwei von uns, mit viel Energie, beschlossen diesen einstündigen Anstieg vor dem Frühstück zu machen. Der Sonnenaufgang war ein bisschen vernebelt aber trotzdem schön, so sagten sie beim Frühstück.

Am Sonntag war schönes Wetter. Kurz nach 8 machten wir uns auf den „Weg“ zur Finsteraarhornhütte. Sonya hatte gesagt das sei unproblematisch, die Schneebrücken tragen noch und die Spalten sind gut zu sehen, so hätten ihr ankommende Bergsteiger berichtet. Als Seilschaft gingen wir den ersten Gletscher abwärts bis in den Bereich des Gletscherabbruchs. Wir sollen uns weit links halten war uns gesagt worden. Doch dort sah es extrem zerklüftet aus. Deshalb orientierten wir uns weit nach rechts und stiegen im Gletscherabbruch zwischen großen Spalten, mit Adrenalin im Blut, hinunter in den Talgrund (2700 m).

Im Talgrund machten wir erst mal Pause. Wir blickten zurück in den Gletscherabbruch. Dort war eine Dreiergruppe beim herunterklettern in unserer Spur, die Tschechen. Beim Abendessen sagten sie uns, dass sie unserer Spur gefolgt sind weil sie uns als ortskundig eingeschätzt haben.

Vom Talgrund ging es über einen flachen Gletscher mit vielen Spalten 2 Stunden lang hoch zum Einstieg zur Finsteraarhornhütte. Die Spalten waren gut sichtbar. Die großen umgingen wir im Zickzack, über die kleinen hüpften wir. Wo beginnt der Pfad zur Hütte? Das war lange ein Suchrätsel. GPS - Track führte uns in die Nähe und dann sahen wir endlich einen Steinmann.

In der modernen Hütte kamen wir in einem Lager mit Einzelkojen unter. Bei einem aus unserer Gruppe hatte sich eine Schuhsohle gelöst. Der Hüttenwirt meinte kleben taugt nicht und schraubte die Sohle mit 3 Schrauben fest. Das hielt bis zum Ende der Tour. Am Montag war Gipfeltag. Gute Wetterprognosen machte uns zuversichtlich. Aufbruch um 5 Uhr. Mehrere Gruppen rüsteten sich zum gleichen Ziel. Ich hatte leider einen sehr schwachen Tag. Jeder Schritt viel mir schwer. So beschloss ich nach einer halben Stunde abzubrechen und zur Hütte zurück zu gehen um mich zu erholen. Die anderen vier bestiegen das Finsteraarhorn. Die Gletscher waren in gutem Zustand, auch die als schwierig beschriebenen Randspalten, und so konnten sie problemlos hochsteigen bis zum Gipfelgrat.

Der Gipfelgrat war teilweise stark vereist. An den Flanken mussten Tritte ins Eis geschlagen werden. Im weiteren Verlauf wurden die Bedingungen schwieriger und kritischer. Nach etwa dreiviertel der Gratlänge entschlossen sich unsere Bergfreunde aus Sicherheitsgründen umzukehren. Ich meine sie haben das Finsteraarhorn erfolgreich bestiegen.

Gegen 15 Uhr kamen sie müde aber gesund in die Hütte zurück.

Am Dienstag stand der lange Rückmarsch mit 8 bis 19 Stunden auf dem Programm. Der Hüttenwirt gab uns ein paar nützliche Hinweise zum Weg über die Gletscher. So fanden wir eine Problemlose Spur. Um 6 Uhr gingen wir los, auf großen Strecken am Seil und erreichten gegen 15 Uhr den Parkplatz. Auf der Rückfahrt wuschen wir den Schweiß der 4 Tage bei einem Bad im Alpnacher See ab. Erfrischt und wohlriechend fuhren wir heim.

Die Tour war zwar herausfordernd, jedoch bei dem schönem Wetter in den schneebedeckten Bergen ein Hochgebirgserlebnis der Extraklasse.

Text: Franz Schmuker