© DAV Sektion Schwaben, Bergsteigergruppe

Zinalrothorn (4221 m)

30.08.2022

Das Zinalrothorn befindet sich nordwestlich von Zermatt, etwas versteckt, außerhalb vom Blickwinkel des Welttourismus. Für die Bergsteigergruppe der Sektion Schwaben war es der Höhepunkt der Hochtourensaison 2022. Daniel, Matthias und Franz nahmen teil, vom 14. bis 17. August 2022.

Nach 7-stündiger Anreise mit Autoverladung in Goppenstein und Zug-Shuttle von Täsch nach Zermatt kamen wir gegen 14:30 Uhr in Zermatt an. Zermatt ist autofrei, um Lärm und Abgase zu vermeiden. Allerdings sind über dem Ort ständig mehrere Hubschrauber in der Luft. Wer Hubschrauberlärm liebt ist in Zermatt am richtigen Platz.

Wir stiegen aus dem Trubel von Zermatt zum Hotel du Trift hinauf, eine private Berghütte auf 2337 m mit herzlich robuster Gastfreundschaft. Unsere erste Übernachtung.

Am nächsten Morgen, 15. August, ging es weiter zur Rothornhütte auf 3198 m. Das war in 2 ½ Std. geschafft. Den Rest des Tages nutzten wir zur Akklimatisation und zur Wegerkundung für den Gipfelanstieg. Es ist immer gut, wenn man um ½ 5 am Morgen in der Dunkelheit schon weiß, wo es lang geht.

Die Rothornhütte ist eine Berghütte im alten Stil, mit Lagern für 12 bis 18 Personen und Klohäuschen 39 m neben der Hütte an einem Abhang. Die Entsorgung erfolgt über eine Holzrinne in den Abhang.

Die Hütte steht auf Permafrost-Grund und bekommt immer wieder Risse. Sie soll abgerissen werden und durch einen Neubau in der Nähe auf gutem Grund ersetzt werden. Es fehlen nur noch 2,7 Mio. Franken an Spenden, dann kann es losgehen.

Auf der Hütte trafen wir Bergsteiger aus ganz Europa: Österreicher, Tschechen, Polen, Italiener, usw. Es war kein Asiat auf der Hütte. In Asien ist das Zinalrothorn anscheinend noch unbekannt.

16. August 3:45 Uhr, die Wecker piepsen. Die Hütte war bis auf den letzten Platz belegt. Fast alle wollten zum Gipfel. Bestes Wetter war vorhergesagt. Das führte zu großem Aufbruch-Gedränge, am Klo, beim Frühstück und im Schuhraum. Wir machten ein bisschen langsamer und ließen die übermotivierten Gipfelstürmer losrennen. Um 4:25 Uhr gingen wir los. Im Licht unserer Stirnlampen zum unteren Gletscher. Ab dort mit Steigeisen hoch zur felsigen Einstiegsrinne, diese führt vom Gletscher 30 m hoch auf ein Plateau. Es ist klettern im III-Grad. Es folgt ein langer Blockhang hoch zum Firn Grat auf ca. 3800 m. Inzwischen war es Tag geworden. Der etwa 500 m lange Firn Grat war in gutem Zustand und sehr schön zu begehen. Darauf folgte ein scharfer Fels Grat, mit Blick in die Tiefe, den wir direkt durchstiegen. Weiter ging es auf einem Pfad zum Couloir, welches als steinschlaggefährlich gilt. Dieses überquerten wir unterhalb der Gefahrenzone und stiegen links von der Rinne in den Felsen hoch zur Scharte und weiter den Steilanstieg bis zur Biener-Platte (alles II bis III Grad). Bis dahin alles ohne Seilsicherung, weil wir bei gutem Fels und bestem Wetter sicher klettern konnten. Über die Biener-Platte (III) sicherten wir am Seil. Es gibt 3 Bohr Ösen. Danach ging es wieder frei weiter, über den Gipfelgrat, in luftiger Höhe mit beeindruckenden Tiefblicken. Einen Felsblock (Gendarm) umstiegen wir seilgesichert auf der linken Seite und kletterten weiter zum Vorgipfel. Diesen umstiegen wir rechts auf einem schmalen Band mit guten Griffen in Kopfhöhe, wie in allen Führern richtig beschrieben wird. Diese Stelle ist spannend, weil unter dem Band eine senkrechte Wand mit 300 m Tiefe ist. Von da an ging es ohne Seil in einfacher Kletterei weiter zum Gipfel.

Am Gipfel erlebten wir eine gewaltige Aussicht. Ringsum die bekanntesten Berggipfel der Alpen.

Beim Abstieg folgten wir im Wesentlichen der Aufstiegsroute. In den Steilbereichen seilten wir mehrmals ab. Es gab Abseilstellen mit festen Ösen oder Stangen. Die langen Block- und Geröllhänge weiter unten kosteten uns viel Energie. Wir durchquerten diese Bereiche langsam und auf Sicherheit achtend. So kamen wir gut, mit letzter Kraft, um 17:30 Uhr an der Hütte an. Hier blieben wir nochmals über Nacht und feierten den Gipfelerfolg.

Am nächsten Morgen, 17. August, stiegen wir nach Zermatt ab und machten uns auf die Heimreise.

Autor: Franz Schmuker